Die Sicherheit von Patienten und Anwendern hat bei der Wirthwein Medical GmbH & Co. KG höchste Priorität. Dazu trägt auch eine GMP-gerechte Fertigung im Reinraum bei. Der Kunststoffspezialist produziert pro Jahr über zwei Milliarden Kunststoffkomponenten und -systeme für die Branchen Diagnostik, Pharma und Medizintechnik, einen Großteil davon unter GMP-Bedingungen im Reinraum. Auch für den Bedarf in der aktuellen Corona-Situation fertigt das südhessische Unternehmen Kunststoffkomponenten in mehreren GMP-konformen Reinräumen.
Die Wirthwein Medical GmbH & Co. KG liefert höchste Produktqualität für ihre Kunden in den Life-Sciences-Branchen. Gemeinsam mit den Geschäftspartnern arbeitet das Unternehmen täglich daran, den hohen Anforderungen an Packmitteln und Kunststoffkomponenten gerecht zu werden, und unterstützt dadurch seine Kunden in ihrer Verantwortung für die Gesundheit von Millionen Patienten auf der ganzen Welt. Die konsequente Ausrichtung auf Qualität entlang der gesamten Wertschöpfungskette bildet die Grundlage für gleichbleibend hohe Produktqualität.
Eine wichtige Rolle spielen dabei die „Gute Herstellungspraxis“ („Good manufacturing Practice“, GMP) und die Fertigung in GMP-gerechten Reinräumen.
Die Grundsätze der Guten Herstellungspraxis werden sowohl in der pharmazeutischen Industrie bei der Herstellung von Arzneimitteln angewendet, als auch für pharmazeutische und andere sensible Packmittel, sowie für Bauteile in der Medizintechnik und medizinischen Diagnostik.
GMP-Anforderungen im Unternehmen umsetzen
Ein Blick in die GMP-Regelwerke, wie z. B. in den EU-GMP-Leitfaden für Arzneimittel, zeigt:
Die Anforderungen sind sehr umfangreich, die Anpassung an die Gegebenheiten der Packmittelfertigung und die Umsetzung im Unternehmen erfordern Zeit und große Sorgfalt. So wird beispielsweise sichergestellt, dass ausschließlich qualifiziertes und in den Aufgaben geschultes Personal eingesetzt wird, besondere Hygienemaßnahmen und Bekleidungsvorschriften im Fertigungsbereich eingehalten werden. Verunreinigungen und Kreuzkontaminationen der Materialien und Produkte werden ebenso verhindert. Alle verwendeten Materialien sind eindeutig gekennzeichnet, um die Chargenrückverfolgbarkeit entlang der Verarbeitung zu gewährleisten. Ein Prozess für die Bearbeitung von Reklamationen und möglichen Abweichungen ist genauso etabliert, wie ein Programm für die Selbstinspektion, d. h. die Durchführung von internen Audits. „Durch diese Selbstkontrollen wird auch die kontinuierliche Verbesserung des Qualitätsmanagementsystems im Unternehmen vorangetrieben“ erläutert Dr. Sabine Moter, Qualitätsmanagerin. Ebenso ist ein „Change-Control-System“ vorhanden, d. h. ein System zur dokumentierten Überwachung von Änderungen, die möglicherweise Auswirkungen auf die Qualität des gelieferten Produkts haben können.
Qualifizierung und Validierung
Durch systematische Qualifizierungs- und Validierungsmaßnahmen gelingt es der Wirthwein Medical GmbH & Co. KG, die Stabilität im Fertigungsprozess und die damit verbundene Qualität der Endprodukte sicherzustellen.
Grundsätzlich wird während der Qualifizierung von Betriebsmitteln der Nachweis erbracht, dass Anlagen, Geräte oder Peripherie mit der verwendeten Technik für die vorgesehene Aufgabe geeignet sind, einwandfrei arbeiten und spezifikationskonforme Ergebnisse liefern. Die Qualifizierung besteht aus den bekannten Phasen der Designqualifizierung (DQ, gefolgt von der Installationsqualifizierung, über die funktionale Qualifizierung („Operational Qualification“, OQ) und schließt mit der Leistungsqualifikation („Performance Qualification“, PQ) ab. Bei Bedarf, z. B. nach Änderungen, wird eine Requalifizierung durchgeführt. Ziel der Validierung von Prozessen und Methoden ist es, nachzuweisen, dass der Prozess reproduzierbar abläuft und den zuvor gestellten Anforderungen entspricht. Der Umfang der Qualifizierung und Validierung wird risikobasiert festgelegt. Bei der Wirthwein Medical GmbH & Co. KG werden damit auch die zusätzlichen GMP-relevanten Anforderungen an die Verifizierung und Qualifizierung der Ausrüstung, Geräte und Anlagen sowie an die Validierung der Fertigungsprozesse und der Produkte erfüllt. Auch die in der Qualitätskontrolle eingesetzten Prüfmittel und Messsysteme werden daraufhin überprüft, sodass sie den Anforderungen an die Messung gerecht werden. Dafür wird eine Messsystemanalyse (MSA) durchgeführt.
Die Maßnahmen zur Einhaltung der GMP-Anforderungen und der guten Dokumentation sind integraler Bestandteil des Qualitätsmanagements bei der Wirthwein Medical GmbH & Co. KG. Ergänzt werden die Maßnahmen durch weitere Anforderungen, welche die Kunden an die Qualität des Packmittels und an dessen Produktion stellen, oft in Anlehnung an GMP-Richtlinien.
Ein wichtiger Bestandteil der Regelwerke der Guten Herstellungspraxis ist die gute Dokumentation. Alle Tätigkeiten sind vorab zu beschreiben, entsprechend der Vorgabe durchzuführen, und die Durchführung ist sorgfältig und zeitnah zu dokumentieren. Für die lückenlose Dokumentation gibt es im Unternehmen ein zentrales Dokumentenmanagementsystem, in dem die qualitätsrelevanten Vorgabedokumente wie Prozessbeschreibungen, Arbeitsanweisungen und Formblätter abgelegt sind. Auch entsprechende Nachweisdokumente werden dort gespeichert. Alle Dokumente unterliegen einem definiertem Freigabeprozess, so dass nur gültige Formulare verwendet werden, auch dies eine Forderung aus der GMP. Gleichzeitig sind Freigabe und Unterschriftenregelung FDA-konform, und entsprechen damit auch den Forderungen der US Food and Drug Administration, die in den USA über die Sicherheit von Lebensmitteln und Medikamenten wacht. Das Dokumentenmanagementsystem (DMS) ermöglicht sowohl das rasche Auffinden der Dokumente, als auch die Schulung der Mitarbeiter in den erforderlichen Prozessen und Dokumenten. Auch ein Wirksamkeitsnachweis lässt sich durch die Beantwortung von Testfragen direkt im DMS erstellen.
Alle qualitätsrelevanten Daten über den gesamten Produktlebenszyklus sind durchgängig in einer Qualitätsmanagementsoftware erfasst. „Dies sorgt für eine effiziente Struktur zur Abbildung von Spezifikationen, Ergebnissen und Funktionen in der Qualitätssicherung, im Qualitätsmanagement und im Prüfmittelmanagement“ erklärt André Neubauer, Leiter Qualitätsmanagement.
Seit 2019 ist der Kunststoffspezialist Wirthwein Medical GmbH & Co. KG zusätzlich zur DIN EN ISO 9001und der DIN EN ISO 13485 auch nach DIN EN ISO 15378 (Primärpackmittel für Arzneimittel) zertifiziert. Hier werden die Ansprüche der Norm ISO 9001 mit den Anforderungen der Guten Herstellungspraxis (GMP) speziell für Primärpackmittel verknüpft.
Das Qualitätsmanagementsystem der Wirthwein Medical GmbH & Co. KG erfüllt damit die hohen Anforderungen der Normen für pharmazeutische Primärpackmittel und für Medizinprodukte. Aktuell bereits in der Umsetzung sind die Vorbereitungen für die Registrierung bei der US-FDA („US Food and Drug Administration“) als Auftragshersteller („Contract Manufacturer“).
Produktion von Blutanalyse-Systemen im GMP-Reinraum
Im Auftrag mehrerer marktführenden Diagnostikunternehmen produziert Wirthwein Medical GmbH & Co. KG in mehreren Reinräumen der ISO-Klasse 7. Als Beispiel ein modular aufgebautes Diagnostik-System, bestehend aus Behältern, passenden Flaschen sowie den dazugehörigen Komponenten und Verschlüssen. Diese Komponenten werden im Spritzguss- und im Blasformverfahren hergestellt.
Das Diagnostik-System wird für mehr als 100 Testverfahren zur automatisierten Blutanalyse verwendet, unter anderem für Covid-19-Antikörpertests. Mit einem Corona-Antikörpertest lässt sich feststellen, ob sich im Körper Antikörper gegen SARS-CoV-2 gebildet haben. Der Antikörpertest wird anhand einer Blutprobe durchgeführt. Weitere Beispiele sind verschiedene transparente Diagnostik-Systeme mit hohen Anforderungen an Reinheit und, vor allem, den optischen Anforderungen für unterschiedlichste Anwendungen der Blutdiagnostik, die weltweit eingesetzt werden.
Welche Besonderheiten hat ein GMP-Reinraum?
Eine Vielzahl von Medizinprodukten müssen in Reinräumen unter GMP-Richtlinien gefertigt werden. Aber wo liegt der Unterschied oder die Gemeinsamkeit zwischen GMP-Reinräumen und ISO-klassifizierten Reinräumen? Die Reinraum-Klassifizierung gemäß DIN EN ISO 14644-1 richtet sich nach der Zahl der Partikel in der Raumluft. GMP Reinräume gemäß EU-GMP-Leitfaden werden dagegen auf luftgetragene und auf mikrobiologische Kontaminationen überprüft, wobei die Klassifizierung für die luftgetragenen Partikel nach den Werten der DIN EN ISO 14644-1 ausgerichtet wurde. Bei der Einteilung nach GMP Annex 1 erfolgt die Einteilung nach den Reinraumklassen A, B, C und D, wobei die Klasse A die Reinste ist. Die Wirthwein Medical GmbH & Co. KG produziert kundenspezifische Systemlösungen und Baugruppen in den GMP-Klassen C und D. Das Monitoring der Partikelkonzentration und das mikrobiologische Monitoring erfolgt durch einen eigenen internen Reinraumbeauftragten.
Die mikrobiologische Keimzahlbestimmung auf Oberflächen erfolgt mittels Abklatschtests oder Abstrichen. Dabei werden Oberflächen mit Abklatschplatten „abgeklatscht“ oder es werden Abstriche der zu untersuchenden Gegenstände oder Oberflächen direkt auf einen festen sterilen Nährboden aufgebracht. Die Platten erhalten Nährmedien, auf denen Bakterien, Viren oder Pilze wachsen können. Dafür werden die Platten im Brutschrank bebrütet, und die entstandenen Kulturen auf Keime, vor allem Erreger von Infektionen, untersucht. Bei der Überschreitung von Grenzwerten oder eindeutigen Trends werden Gegenmaßnahmen ergriffen, wie z. B. zusätzliche Reinigungsschritte und die Beseitigung von Kontaminationsquellen. Um ein Keimwachstum zu verhindern, werden strenge Hygienemaßnahmen in den Reinräumen eingehalten. Zonen- und Bekleidungskonzepte sowie ein definiertes Einschleuse-Prozedere in die Reinräume sind vorgeschrieben. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Wirthwein Medical GmbH & Co. KG werden hierzu regelmäßig geschult.