Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit rund 9,8 Millionen Euro. 16 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Großraum Franken beteiligt – auch Wirthwein ist mit dabei.
Ein großes Verbundprojekt mit zehn Unternehmen der Kunststoffindustrie, ein Verband und fünf Partner aus Forschung und Entwicklung hat im Oktober seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist der Aufbau eines regionalen Kompetenzzentrums der Arbeitsforschung für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen.
Die Transformation zu einer ressourcen- und umweltschonenden Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe ist dringend erforderlich. Neben dem „EU Green Deal“ und dem EU Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft wurden auch in Deutschland Initiativen, Maßnahmen und Regelungen auf den Weg gebracht, die eine deutlich verbesserte Kreislaufführung von Kunststoffen und Ressourcenschonung verlangen. Unternehmen der Kunststoff-Wertschöpfungsketten sind daher gefordert, diese Transformationsprozesse aktiv mitzugestalten. Die neuen Anforderungen erfordern insbesondere auch neue Konzepte für Arbeitsabläufe und -umgebungen, die von den Beschäftigten mitgetragen werden müssen. Nachhaltige Lösungen in Form einer partizipativen Arbeitsgestaltung müssen Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Die bayerische Region Franken rund um Würzburg und den angrenzenden Bundesländer Hessen und Baden-Württemberg ist besonders geeignet, diesen Wandel anzustoßen und voranzutreiben. Der Grund: Hier sind rund 240, meist mittelständische Unternehmen der Kunststoffindustrie, tätig – etwa in den Bereichen Automotive, Medizin und Bau.
Ziel ist die erfolgreiche Gestaltung einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft
Mit KARE („Kompetenzen Aufbauen für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen“) realisiert ein Verbund von Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen nun ein Kompetenzzentrum der Arbeitsforschung für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen, das weit in die betriebliche Praxis und die Gesellschaft hineinwirken soll. Fünf Forschungseinrichtungen, zehn Unternehmen und ein Verband sowie zehn assoziierte Unternehmen, Netzwerk- und Sozialpartner entwickeln unter der Leitung des Kunststoff-Zentrums SKZ (Süddeutsches Kunststoffzentrum) arbeitswissenschaftliche Konzepte, Methoden und technische Instrumente für eine nachhaltige und gesunde Arbeitsgestaltung. Alle beteiligten Forschungseinrichtungen verfügen über ausgewiesene Expertise in den Bereichen Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft, Logistik, betriebliche Aus- und Weiterbildung, Personal- und Organisationskompetenz sowie in der Entwicklung passgenauer digitaler Instrumente für effiziente und nachhaltige Prozesse und Arbeitsabläufe. Die am Konsortium beteiligten KMU und Unternehmen adressieren die gesamte Kreislaufwirtschaft von der Abfallrückführung und -aufbereitung, über die Materialbeschaffung, die Materialspezifikation, die Herstellung von B2B-Bauteilen für Endanwendungen bis hin zu Konsumentenprodukten.
Best-Practice-Lösungen für KMU
In sechs Leuchtturmprojekten erprobt der Verbund konkrete Lösungen bzw. Anwendungsszenarien der Kreislaufwirtschaft für wichtige Problemstellungen der Unternehmen. Dabei werden die Bereiche Design for Sustainability, digitale Monitoringlösungen für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, Abfallmanagement, Vermeidung von Granulatverlusten sowie innerbetriebliches Recycling und Einsatz von Rezyklaten gleichermaßen berücksichtigt. Hierzu werden technisch-wirtschaftliche Analysen durchgeführt und neue Ansätze für ressourcen- und umweltschonende Arbeitswelten, auch mit Unterstützung digitaler Werkzeuge, erarbeitet. Die Erkenntnisse werden als Transformationskonzepte und Qualifizierungsangebote sowohl für Unternehmen als auch für Fachhochschulen und Universitäten bereitgestellt und stehen auch für den überregionalen Transfer in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zur Verfügung.
„Viel hilft nicht viel, es muss das richtige Maß gefunden werden“
CO2-und Energieeinsparung, Rezyklateinsatz - mit diesen Schlagworten wird die Kunststoffindustrie jeden Tag konfrontiert. Auf der einen Seite die Anforderungen der Kunden, auf der anderen Seite das Angebot der Materiallieferanten. Mittendrin die Zulieferindustrie, die wie die Firmengruppe Wirthwein versucht, aus den Angeboten das Richtige herauszufiltern. Aber was ist richtig und wie lassen sich damit die Anforderungen der Kunden realisieren? Woher bekommen wir verlässliche, allgemein anerkannte Zahlen zur Materialperformance? Gibt es Prüfungen, die uns eine verlässliche Aussage über die spätere Verarbeitbarkeit und Bauteilperformance liefern. Fragen über Fragen. Jan Wiedemann, Leiter Innovation und Werkstoffentwicklung bei Wirthwein aus Creglingen bestätigt „Wirthwein als Hersteller von technischen Kunststoffprodukten beteiligt sich am Forschungsprojekt KARE, um mehr Transparenz bei der Herstellung von Materialien aus Rezyklaten, eine faktenbasierte CO2-Bilanzierung sowie mehr Akzeptanz und Vertrauen in die Möglichkeiten von Material aus Rezyklaten sowohl im eigenen Unternehmen und seinen Mitarbeitenden als auch bei den Kunden zu erreichen. Dies soll durch die Definition und Quantifizierung der notwendigen Kenngrößen sowie die Validierung am fertigen Bauteil erreicht werden. Denn nicht immer bringt ein hoher Rezyklatanteil den gewünschten Beitrag zur Zieleerreichung. Es muss genau das richtige Maß gefunden werden, um einerseits eine vernünftige Prozessführung und andererseits ein optimales Bauteilverhalten zu erhalten.“
Fünfjährige Förderphase
Die notwendigen innerbetrieblichen Transformationsprozesse sollen zu einer gelebten Kreislaufwirtschaft führen – insbesondere auch unter Aspekten einer nachhaltigen, gesunden und digitalen Arbeitsgestaltung in allen Unternehmensbereichen. Ziel ist der Aufbau und die Verstetigung des regionalen Kompetenzzentrums der Arbeitsforschung KARE im Anschluss an die fünfjährige Förderphase. Das Projekt läuft bis 2028.
Zum Projekt:
Das Kompetenzzentrum der Arbeitsforschung KARE „Kompetenzen Aufbauen für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen“ ist am 1. Oktober 2023 gestartet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das regionale Kompetenzzentrum der Arbeitsforschung unter dem Förderkennzeichen FKZ 02L22C200 im Programm „Zukunft der Wertschöpfung – Forschung zu Produktion, Dienstleistung und Arbeit“ bis 30. September 2028. Betreut wird KARE durch den Projektträger Karlsruhe (PTKA). KARE setzt sich aus fünf Forschungsinstituten, zehn Anwendungsunternehmen, einem Verband sowie zehn assoziierten Partnern (Unternehmen, Sozial- und Netzwerkpartnern) zusammen. Zu den beteiligten Forschungsinstituten gehören als Projektkoordinator das Kunststoff-Zentrum SKZ, das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gemeinnützige GmbH, das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC, der Lehrstuhl für BWL und Wirtschaftsinformatik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) mit dem Institut für angewandte Logistik und dem Technologietransferzentrum Haßfurt.